11/20/2024
|
saisonales
In diesem Jahr haben wir beobachtet, dass die relativ frisch geernteten Lageräpfel bereits nach kurzer Zeit aufplatzen und mehlig werden. Hinter diesem Phänomen steckt ein physiologischer „Schaden“ mit komplexen Ursachen.
In der Fachwelt wir dieses Phänomen als „Aufspringen und mehliger Zerfall des Apfels“ bezeichnet.
Es entstehen oberflächliche Risse, die mit zunehmender Lagerzeit größer werden und der Apfel förmlich aufplatzt. Das Fruchtfleisch wird rasch mehlig, trocken und verliert an Saftigkeit und Geschmack. Zudem verfärben sich die aufgeplatzten Stellen cremefarben bis hellbraun und können schnell faulen.
Meist sind es ungünstige Wachstums- und Witterungsverhältnisse sowie ein zu später Erntetermin. Das Ausmaß des Schadens wird zudem begünstigt durch zu hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen bei der Lagerung.
Wenn bei zu später Ernte und im Verhältnis langer Lagerung sich die Alterungsprozesse verschieben, ergeben sich Strukturveränderungen des Fruchtfleisches. Die Zellen vergrößern sich, der Innendruck ist erhöht und das Fruchtfleisch platzt auf. Dadurch das sich der Zellverbund bei Druck (durch den Biss) nur noch verschiebt und nicht mehr aufplatzt, empfinden wir eine „mehlige“ Konsistenz.
Eine „termingerechte“, der Sorte und dem Witterungsverlauf entsprechende Ernte (nicht dem Kalender oder der Literatur nach!). Wissenschaftliche Methoden zur Reifebestimmung, wie z.B. Jod-Stärke-Test, Refraktometer oder die Bestimmung der Reifetage oder Wärmestunden sind im Hobbyobst- oder Streuobstanbau eher unüblich. Tendenziell sollten die Früchte zur Lagerung etwas früher geerntet werden, um die Lagerfähigkeit zu verbessern. Zudem sollten die Lagerbedingungen hinsichtlich der relativen Luftfeuchtigkeit (80-90%) und Temperatur (3-4°C) optimiert werden.
Fotos: Aufspringen und mehliger Zerfall des Apfels, Sorten: Gacksapfel und Danziger Kantapfel (S. Kahl, 11/2024)