Immer mehr fällt auf, dass ein Großteil der Äpfel Sonnenbrand-Schäden bekommt. Auch Blätter weisen immer wieder ungewöhnliche braune Verfärbungen auf. Der Pomologe Hans-Joachim Bannier hat sich dazu folgende Gedanken gemacht:
Liebe Obstfreunde,
was haben Obstbau und Ozonschicht miteinander zu tun?
Schon seit der Jahrtausendwende 2000 beschäftigen uns im Obstbau Sonnenbrand-Schäden auf Früchten. Die Äpfel verbrennen regelrecht am Baum, die Schale zeigt bei leichtem Brandschaden verschiedenste braune Verfärbungen und fällt bei stärkerem Schaden regelrecht ein und fault (siehe Fotos). Fast jedes Jahr finden wir solche Schäden. Im Jahr 2006 sind in meinem Obstsortengarten rund 1/5 der Früchte an einem Wochenende im Juli derart verbrannt. Auch Stachelbeeren, die auf der Sonnenseite einen Brandschaden hatten, habe ich in den letzten Jahren beobachtet.
Bild: Sonnenbrand auf Äpfeln (Hans-Joachim Bannier)
Solche Schäden sind in dieser Form im Obstbau absolut neu. In der Obstbau-Literatur früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte finden wir darüber keine Nachweise, die von derartigen Schäden berichten (im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten u. Schädlingen, bei denen es immer wieder mal ein Auf und Ab gibt). Läge es nur an der Hitze als solcher (wir hatten in diesem Jahr auch wieder einzelne Tage mit 32° C), hätten solche Schäden im 19. Jahrhundert (bei den damaligen Hitze-Ereignissen) ebenfalls schon auftreten und auffallen müssen. In den letzten 15 Jahren treten die Phänomene im Obstbau fast jedes Jahr auf, mal mehr, mal weniger. In verschiedenen Zusammenhängen (verstärkte Sonnenbrand-Gefahr für die menschliche Haut) wurde bereits ausführlich darauf hingewiesen, dass die zerstörte Ozonschicht - und nicht die Hitze als solche - die Schäden heraufbeschwört.
Im diesem Sommer rauschte die Meldung durch den (Zeitungs-) Blätterwald, dass Wissenschaftler festgestellt hätten, das Ozonloch der Erde - verantwortlich für eine intensivere UV-Strahlung und vermehrten Hautkrebs beim Menschen - würde wieder kleiner.
Bild: Sonnenbrand auf Blättern (Hans-Joachim Bannier)
Von einer Besserung der Lage - was die Sonnenbrandschäden betrifft - ist in diesem Jahr - entgegen solcher Tendenzmeldungen - leider nicht das Geringste zu spüren. Im Gegenteil: In diesem Jahr sind - nicht nur auf Obstbäumen, sondern auch an Wäldern bzw. Waldrändern - seit einigen Wochen extreme Blattschäden zu beobachten, weit stärker als in allen Jahren zuvor. Der ein oder andere mag das am Waldrand bereits für eine "Herbstfärbung" halten - damit haben diese Schäden aber nichts zu tun. Es sind in Wirklichkeit reine Verbrennungsschäden.
Bild: Sonnenbrand auf Blättern (Hans-Joachim Bannier)
Die Hälfte meiner Obstbäume zeigt in diesem Jahr - jeweils nur an den sonnen-exponierten Ästen - mehr oder minder starke Verbrennungen, die eindeutig nicht auf andere Ursachen zurückzuführen sind (s. Fotos).
Vielleicht können uns solche Phänomene vor Augen führen, wie sehr unser Lebensstil den Planeten durcheinanderbringt - ungeachtet der Diskussion, welche konkreten Haupt- oder Neben-Verursacher hier zusammenkommen, die sich in der Summe auf die Ozonschicht und letztlich auch auf unsere Gesundheit auswirken. Wie sagte heute die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks in einer Pressekonferenz: "Würden alle Menschen der Welt so leben wir wir in Deutschland, bräuchten wir 3 Planeten".
mit herzlichen Grüßen
Hans-Joachim Bannier