Über die Mistel

Aus ökologischer Sicht ist die Mistel eine wichtige Futterpflanze für viele Singvögel. Entgegen der landläufigen Meinung stehen Misteln trotzdem nicht unter Schutz

Ausbreitung

In früheren Zeiten war die Laubholzmistel (Viscum album) eine verehrte und wertvolle Pflanze. In den letzten Jahrzehnten breitete sich die Mistel jedoch insbesondere in Süd- und Mitteldeutschland stark aus und stellt heute eine Gefahr für Streuobstbestände dar. Faktoren, die eine Ausbreitung der Mistel im Streuobst begünstigen, sind folgende:

  • Mangelnde Pflege und Überalterung der Obstbäume
  • umweltbedingte Stressfaktoren schwächen zunehmend die Obstbäume
  • gute Nährstoffversorgung
  • Klimaerwärmung
  • insbesondere der Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen im Sommer, da Misteln zum Einwachsen Mindesttemperaturen benötigen
  • Zugvögel, die die Samen verbreiten, bleiben aufgrund der milden Winter länger hier
  • Steigender Infektionsdruck

Entgegen der landläufigen Meinung stehen Misteln trotzdem nicht unter Schutz, lediglich das gewerbliche Sammeln und Verkaufen bedarf einer behördlichen Genehmigung.

Misteln sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen, die bis zu 70 Jahre alt werden können. Nur die weiblichen Pflanzen entwickeln die Beeren.

Die Problematik

An Obstbäumen, vor allem im extensiv genutzten Streuobst, ist der zunehmende Befallsdruck dieses Halbschmarotzers problematisch. Befallen werden vor allem Apfelbäume, aber auch andere Obstarten wie Birne, Kirsche, Pflaume oder Walnuss, Haselnuss und Eberesche sind betroffen (entgegen der bisherigen Meinung, dass z.B. Birnen nicht befallen werden).

Misteln entziehen mit ihren Saugwurzeln dem Baum Wasser und Nährstoffe. Auch wenn sie teils selbst Photosynthese betreiben, schwächen sie den Wirtsbaum und tragen dazu bei, dass dieser früher absterben kann. Aber auch im Winterhalbjahr kann die Misten in den immer wärmer werdenden Wintern auf die eingelagerten Nährstoffe im Holz zugreifen und so die Bäume zusätzlich schwächen. Wird die Mistel an Altbäumen nicht frühzeitig durch Schnittmaßnahmen reduziert, breitet sie sich schnell auch an jungen Bäumen aus, was es zu verhindern gilt.

Misteln schwächen den Wirtsbaum!

Dadurch, dass Misteln den Obstbäumen Wasser und Nährstoffe entziehen, schwächen sie die betroffenen Bäume. Jede Mistel entzieht Wasser und das vor allem im Sommer an heißen und trockenen Tagen, denn während der Wirtsbaum seine Spaltöffnungen an den Blättern schließt, um Wasser zu sparen, schließen die Misteln ihre Spaltöffnungen erst zeitverzögert und verdunsten dadurch sehr viel Wasser. Wenn ein Baum erst einmal viele Misteln -durch z.B. fehlende Pflege- angesammelt hat, dann bedeutet das einen erhöhten Trockenstress im Sommer und das führt wiederum zum frühen Absterben des Baumes.

Im Bild: Alle mistelbefallenen Bäume sind komplett abgestorben und zusammengebrochen. Sie stehen oder liegen nun als alte Obstbaumruinen auf der Fläche. Ein einzelner Baum steht noch und von ihm aus werden die Mistelbeeren über die Vögel weiter in die Landschaft verbreitet, bis auch er demnächst absterben wird.

Auch gepflegte Jungbäume sind betroffen!

Wird die Mistel an Altbäumen nicht frühzeitig durch Schnittmaßnahmen reduziert, so breitet sie sich schnell aus. Ist der Druck der Misteln hoch, d.h. in einem Gebiet sind sehr viele Misteln auf den Bäumen zu sehen, dann bleiben auch Jungbäume und gepflegte Bäume nicht mehr von ihnen verschont. Die darauffolgenden Bilder zeigen 4 von insgesamt 15 in zwei Reihen stehende, jährlich gepflegte Jungbäume, die allesamt mit Misteln befallen sind!

Zur Erhaltung der ökologisch wertvollen Streuobstwiesen ist eine Bekämpfung der Mistel somit unumgänglich.